Donnerstag d. 1ten Decbr 25.
Abends ½ 10 Uhr
Mein viel geliebter Heinrich,
Heut vor 8 Tagen erhielten wir Deinen, uns so sehr lieben Brief,
nebst dem Anfang Deines Reisejournals, welches uns sehr er=
freut und ergötzt hat; schreibe nur immer so viel und ausführ=
lich, denn Du weißt gar nicht, wie sehr sehr uns jedes, selbst die
geringste Kleinigkeit, die Du uns mittheilst interessirt. –
Ich las das Tagebuch vor; eine Stelle ganz besonders ließet uns recht
herzlich lachen; Du schreibst Deinem treuen Gustav würde vom Schicksal
eine leichtfertige Geliebte zu Theil, die ihn jedoch zu bald treulos
verließ; nun wußten wir jedoch nicht wer dieser Gustav sei ich
erklärte endlich zu aller Zufriedenheit, daß du von Bruder
Gustav geträumt habest; - auf der andern Seite jedoch erhielten wir
Aufklärung und erfuhren, daß dies DeinReisegefährte; Du kannst
denken, wie herzlich wir hierüber lachen mußten. –
Die Hoffnung auf’s große Loos ist vorbei und so wie immer so
wünscht die Mutter wenigstens jetzt, daß sie ihr Geld wieder herausbe=
bekommen möchte; auch Gustav und Hermine haben zusammen ein Viertheil
wir fürchteten sehr, daß es bei Gustav fixe Idee werden würde das
große Loos zu gewinnen, so viel sprach er davon und theilte sich das ganze
Geld schon ein; jedoch hat ihm dies alles nichts geholfen; ein hiesiges
Dienstmädchen und ein Nachtwächter haben jeder einen Theil davon. –
Vorige Woche waren 2 Schlägereien unter den hiesigen Studenten; einmal
bekam der Herr Leubuscher tüchtige Wickse von ihnen, weil er einen unter
ihnen entweder gedroht oder geschimpft hatte, und das zweite Mal war
in der Anatomie Streit zwischen ihnen und den Patientengesellen, erstere