Breslau 25 Januar 1818

             Geliebter Bruder

            Ich bin in Unruhe von Dir noch ohne Antwort zu seyn und
weiß mir solches gar nicht zu erklären. Heute nur einige
Zeilen um Dich nicht gegenseitig in Unruhe zu versetzen. Wir
sind wohl, und fangen an den harten Schlag1 mit Geduld zu
ertragen. Auch meine gute Frau fängt an ihre gewohntes
Geschäfts zu treiben, wozu die Freude ihren 3 Bruder2
den sie in 19. Jahren nicht gesehn hat, der seit einigen
Tagen hier ist wieder zu sehn einiges beyträgt.
             Ich treibe meine Geschäfte mit Lust, u. es geht
damit wenn auch nicht so glänzend als im Anfange
doch gut.
Noch habe ich keine Wohnung gemiethet
             Lebt wohl. schreibt bald.                  Ewig der Eure
                                                                          Herrmann.

Bist Du denn bereits zur Ablegung des Eides
aufgefordert worden daß Du von Otton nichts
erfahren habest. Wir haben bereits geschworen,
u. ich weiß nicht woran es liegt daß die Ausliefe-
rung des Geldes so lange währt.


Notes:

1 These words are underlined in red crayon, indicating a passage considered by Marie Gärtner for inclusion in the Gedenkbuch. The ‘hard blow’ is the death of the Simons’ eldest daughter, Emilie Simon at Christmas the previous year. In the end, the Gedenkbuch makes no mention of this tragic event.

2 This is probably on of the two elder Lewald brothers, Beer Markus or David Markus Lewald, father of the writer Fanny Lewald. They lived in Königsberg. The two younger Lewald brothers, Karl Samuel Lewald and Friedrich Jakob Lewald, had moved to Breslau following the marriage of their sister Minna Simon See also Fanny Lewald, Meine Lebensgeschichte, Erster Teil (Berlin: Janke, 1861), p 19.